Tippfehler im E-Mail-Verkehr: Daten für das US-Militär landen im falschen Postfach

Unzählige E-Mails mit sensiblen Inhalten, die eigentlich an das US-Militär gerichtet sind, landen seit Jahren bei einem Niederländer.

Artikel veröffentlicht am , Marc Stöckel
Ein Tippfehler beim E-Mail-Versand an das US-Militär kann brisante Folgen haben.
Ein Tippfehler beim E-Mail-Versand an das US-Militär kann brisante Folgen haben. (Bild: pexels.com / karatara)

Nur ein kleiner Tippfehler kann dafür sorgen, dass die nächste E-Mail beim falschen Empfänger landet. Besonders brisant ist das, wenn es gleich millionenfach passiert und die übermittelten Nachrichten teils vertrauliche Informationen enthalten. Doch genau das ist einem Bericht der Financial Times zufolge seit mehr als 10 Jahren beim US-Militär der Fall. Demnach vertauschen offenbar viele Absender die .mil-Domain des Militärs mit der .ml-Domain des westafrikanischen Binnenstaates Mali.

Niederländer fängt hochgradig sensible Informationen des US-Militärs ab

Aufgefallen war dies dem niederländischen Unternehmer Johannes Zuurbier, der für die Verwaltung der malischen Top-Level-Domain zuständig ist. Als er feststellte, dass eine Vielzahl an E-Mails an nicht existierende Domains wie army.ml oder navy.ml versendet wurden, begann er die Nachrichten abzufangen. Absender der falsch adressierten Nachrichten waren nicht nur die Mitarbeiter des US-Militärs selbst, sondern auch US-Geheimdienste, private Auftragnehmer sowie Reisebüros, die mit dem Militär zusammenarbeiten.

Allein seit Januar fing Zuurbier rund 117.000 fehlgeleitete E-Mails ab, die eigentlich an das US-Militär gerichtet waren und teilweise hochgradig sensible Informationen enthielten. Darunter Ausweisdokumente, medizinische Daten, Personallisten und Fotos von Militärstützpunkten, Steuerunterlagen sowie Inspektionsberichte der Marine. Auch ein detaillierter Reiseplan des Stabschefs der US-Armee mitsamt Zimmernummern und Details über die Abholung von Zimmerschlüsseln blieb vor den Augen des Niederländers nicht verborgen.

E-Mails könnten bald in Russland landen

Doch Zuurbier kann die E-Mails nicht mehr lange abfangen, da sein 10-Jahres-Vertrag mit Mali am Montag auslaufen soll. Da Mali mit Russland verbündet ist, besteht nun die Gefahr, dass zukünftige an das US-Militär gerichtete Mails in die Hände malischer und infolgedessen auch russischer Behörden gelangen.

Wie Tim Gorman, ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, gegenüber The Verge erklärte, sei sich seine Behörde des Problems aber bewusst. Alle von einer .mil-Domain nach Mali geschickten E-Mails sollen demnach in Zukunft blockiert werden. Zusätzlich erhalte der Absender eine Benachrichtigung, die ihn zur Überprüfung des Empfängers auffordert. In Bezug auf E-Mails, die von externen Organisationen an das US-Militär gehen sollen, dürfte diese Maßnahme jedoch nicht sonderlich hilfreich sein.

Offen bleibt vor diesem Hintergrund außerdem die Frage, inwieweit eine womöglich ebenso große Anzahl an vertraulichen E-Mails an unbekannte Empfänger in Israel (.il) geht.



layer#8 19. Jul 2023

Mit welchem Schlüssel soll denn eine mail an topsecret (at) army.ml verschlüsselt...

berritorre 19. Jul 2023

Ja, so ist das heute wohl leider. Ich würde mich jedenfalls bedanken für den Hinweis...

Lemo 19. Jul 2023

Neee dafür gibts die Zitatfunktion. Baumansicht und sowas ist 90er Zeug.

DaCracker 19. Jul 2023

Bei uns muss man schon ab VS-NfD die Daten im Anhang separat verschlüsseln - unabhängig...


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